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Korsikas Prähistorik

Woher kommen die Korsen? Wie und wann der Mensch sich auf Korsika niedergelassen hat, kann heutzutage nicht eindeutig beantwortet werden.

 

Bis vor 10’000 Jahren lag der Meeresspiegel um bis zu 100 Metern tiefer als heute. Dies hatte zur Folge, dass der toskanische Archipel fest mit dem italienischen Festland verbunden war und die Insel Elba von Korsika nur rund 50 km entfernt lag.

 

So nimmt man an, dass die ersten Menschen mit primitiven Booten und Baumstämmen übergesetzt waren.

 

Korsika und Sardinien bildeten eine grosse Insel. Auf Sardinien liessen sich die ersten Menschen im 11. Jahrtausend vor Christus nieder. Somit wäre es logisch, dass diese die Landbrücke zu Korsika genutzt und Korsika trockenen Fusses betretet hätten. Die älteste Datierung einer Besiedelung geht aber nur auf das Jahr 7190 v. Chr. zurück. Es kann aber angenommen werden, dass schon früher nomadische Gruppen dort gelebt hatten, doch fehlen hierfür einfach die Beweisstücke.

 

Der Geologe E. Bonifay entdeckte im Jahre 1954 in einer Grotte bei Macinaggio (Cap Corse) Hirschgebeine und Geweihe eingebettet in einer aschigen Schicht. Datiert wurde der Fundort auf 80’000 bis 60’000 Jahre v. Chr. Da man aber auch hier weder menschliche Überreste noch Werkzeuge fand, wird diese Datierung nicht akzeptiert. Der erste menschliche Fund auf Korsika wurde mit der Radio-Karbon Methode auf die Zeit zwischen 7923 und 7105 v. Chr. datiert. Es handelt sich hierbei um die ‚Dame von Bonifacio‘, einem 1.54 m grossen, weiblichen Skelets von ungefähr 35 Jahren, das in Araguina-Sennola (Bonifacio) gefunden wurde.

Araguina-Sennola

Pränelithikum (7000 – 6000 v. Chr.)

Nach dem aktuellen Stand der Forschung legt man die endgültige Niederlassung des Menschen ins 8. Jahrtausend v. Chr. fest. Von dieser alten Epoche kennt man auf Korsika drei Fundstätten: Den Abri de Strette bei St-Florent, l’Araguina-Sennola bei Bonifacio und Curacchiaghiu bei Levie. Der Standort dieser Niederlassungen, die über 5000 Jahre bewohnt blieben, wurden sorgfältig ausgesucht: Strette und Araguina liegen in der Nähe vom Meer und Curacchiaghiu an einem Bächlein in einem weitläufigen Wald. Die Menschen lebten in Höhlen, unter Felsvorsprüngen (Abris) oder auch in Freilandsiedlungen.

 

Sie bewirtschafteten noch keinen Boden und ihre Werkzeuge waren nicht so gut verarbeitet wie jene vom Kontinent. Sie benutzten Splitter von den harten Felsen in der Umgebung: Rhyolit und Quarz.

 

Die Natur gab ihnen was sie zum Leben brauchten. Die Gruppen in Strette und Araguina ernährten sich hauptsächlich von Austern, Muscheln, Seeigeln und allen möglichen Sorten von Fischen. Jene in Curacchiaghiu gingen auf die Jagd, assen wilden Honig und fischten in den Flüssen nach Forellen und Aalen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Gruppen von Araguina und Curacchiaghiu lediglich eine bildeten. So konnte diese von zwei völlig unterschiedlichen Ökosystemen profitieren. Korsika bot dazumal nur das Meer und den Wald als Nahrungsquellen. Ackerland gab es noch nicht. Da die Natur auf Korsika aber sehr spendabel war, hatten es die ‚Corsi‘, wie man sie nennt, nicht nötig, ihre Werkzeuge zu verbessern. Wofür brauchten sie diese? Vielleicht um Weichtiere von den Felsen zu trennen, Pflanzen zu zerkleinern und Tiere auszunehmen. Hierfür genügte ein simpler Stock.

 

Die Verstorbenen Sippenangehörigen wurden in Höhlen beigesetzt.

Frühes Neolithikum (6000 – 4500 v. Chr.)

In dieser Epoche wurden Einflüsse aus dem Nahen Osten sichtbar: Die Region des heutigen Irak und Palästina war führend in der Aufzucht von Haustieren, des Ackerbaus und der Fertigung von Töpferwaren. Die Corsi begannen Haustiere zu züchten (Rinder, Schweine, Ziegen und Schafe) und Gefässe zu töpfern, um ihre Nahrungsmittel aufzubewahren. Der Boden wurde noch nicht bewirtschaftet. Der Ackerbau hatte auf Korsika aus topographischen Gründen nie eine grosse Bedeutung erlangt.

 

Zu dieser Zeit lebten einige hundert Menschen auf der Insel. Zwölf Stätten sind heute bekannt. Die wichtigste ist jene von Basi, im unteren Taravo-Tal, unweit von Filitosa. Die ‚Basiens‘ waren die Ersten, die Hütten aus mörtellos aufeinandergeschichteten Steinen bauten. Hier wurden rund 600 Tongefässe ausgegraben. Die Töpfe (ab 5150 v. Chr.) waren mit primitiven Mustern verziert. Mit Hilfe einer gerillten Muschel drückten sie Ornamente in den Ton. Von Basi aus verbreitete sich die Töpferkunst auf der Insel. Verwunderlich ist, dass die anderen elf Stämme aber weiterhin in Höhlen und unter Felsvorsprüngen hausten und nicht auch das Erbauen von Hütten von den Basiens erlernten.

 

Im Frühneolithikum setzte ein reger Handelsverkehr mit Sardinien ein. Die Corsi importierten Obsidian, einen harten glasigen Stein. Aus diesem fertigten sie Pfeilspitzen für die Jagd, Schaber und andere Werkzeuge.

 

Die Kleidung bestand vorerst ausschliesslich aus Leder. Dies schliesst man daraus, dass man aus dieser Zeit keinerlei Spindeln oder ähnliche Hilfsmittel zur Stoffverarbeitung gefunden hat.

 

Die Frauen trugen Halsketten mit Muscheln.

Mittleres Neolithikum (4500 – 3000 v. Chr.)

Das Mittlere Neolithikum stellte eine Übergangsphase dar. Die Corsi begannen mit der Bewirtschaftung des Bodens. Die Bevölkerungszahl wird auf 3000 geschätzt.

Spätes Neolithikum (3000 – 1800 v. Chr.)

Die Bevölkerungszahl auf Korsika stieg stark an. Vierzig Stätten hat man bis heute entdeckt. Der Monte Lazzo (Golf von Sagone) entwickelte sich zur Hochburg des korsischen Ackerbaus. Die Einwohner von Scaffa Piana (bei St-Florent) waren die Ersten in Westeuropa, die Körbe herstellen. In Terrina (Aléria) bearbeitete man bereits Kupfer. Die Produktion von Werkzeugen und Töpfen verfeinerte sich, allerdings wurde die Ausschmückung der Tonarbeiten mit einer gerillten Muschel aufgegeben.

 

Gegen Ende der Epoche wurden die Dörfer befestigt. Die Entwicklung der einzelnen Sippen war sehr unterschiedlich. Die Sippen im Inselinneren verharrten in kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht im Mittleren Neolithikum.

 

Die Megalithkultur kam auf die Insel. Korsika hält im Mittelmeergebiet mit seinen 630 Menhiren, 73 Menhirstatuen (40% von ganz Frankreich) und den 63 Steinkistengräbern und Dolmen den Rekord. Der Süden Korsikas war das Zentrum dieser neuen Kultur (Sartenais und unteres Taravo-Tal). Filitosa entwickelte sich zum künstlerischen Zentrum. In Bezug auf Menhirstatuen ist Korsika in Quantität und Qualität die erste Adresse in Europa! Um die Bedeutung der Menhirstatuen wird immer noch häufig diskutiert.

Korsikas Prähistorik Menhire
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Korsikas Prähistorik Dolmen
Korsikas Prähistorik Filitosa
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Korsikas Prähistorik Dolmen
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Bronzezeit (1800 – 700 v. Chr.)

Es entstanden immer mehr befestigte Dörfer, sogenannte Castelli, auf der Insel. Häufig werden auch noch runde Monumente, Torre, eingefügt. Sie dienten wahrscheinlich kulturellen und militärischen Zwecken. Die Bedeutung dieser Torre ist bis heute umstritten. Roger Grosjean ist der Meinung, dass sie von einem Fremden Volk stammen, die um 1600 v. Chr. auf Korsika landeten und die Corsi in blutigen Kämpfen unterwarfen.

 

Eine andere, heute eher vertretene Ansicht ist, dass sich, wegen der stetigen Bevölkerungszunahme, die einzelnen Sippen mehr und mehr in die Quere kamen und sich so gegenseitig bekämpften. So scheint es auch auf Sardinien gewesen zu sein. Die Herden der Sippen brauchten Weidefläche. Da das Klima im 2. Jahrtausend auf Korsika auch feuchter wurde, dehnten sich die Wälder aus und verkleinerten die nutzbaren Gebiete.

 

Paradox für die Bronzezeit auf Korsika ist, dass man nur wenige metallene Waffen und Werkzeuge gefunden hat.

Castelli
Castelli
Castelli
Castelli
CastelliCastelliCastelli

Erste Eisenzeit (700 – 565 v. Chr.)

Die Castelli blieben die bevorzugte Behausung der Corsi. Im Innern der Anlage waren einige Bereiche für die Produktion von Töpfen und Waffen und andere Bereiche für die Lagerung von Nahrungsmittel reserviert. Dies wird besonders im Castellu di Cucuruzzu deutlich.

 

Zweite Eisenzeit (ab 565 v. Chr.)

Diese Epoche entspricht der Kolonialisierung Korsikas durch die Griechen.

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