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Korsikas Kampf um die Unabhängigkeit

1730 wählte das korsische Volk Andrea Colonna Ceccaldi und Luigi Giafferi zu Staatsoberhäuptern der korsischen Nation. Genua bat die Österreicher um Hilfe, die sehr bald die Mängel der genuesischen Herrschaft erkannten. 1732 handelten sie einen Vertrag zugunsten der Korsen aus, der nebst allgemeiner Amnestie (Begnadigung der korsischen Armee) unter anderem auch folgende Punkte einschloss: Verzicht auf Kriegsentschädigung, Steuererlass für das laufende Jahr, Schaffung eines korsischen Adels, Zulassung der Korsen zu den höheren geistlichen und militärischen Ämtern. Diese sollte endlich geordnete Machtverhältnisse und Frieden bringen.

 

Kaum waren die Österreicher aber wieder abgezogen, glaubten sich die Genueser nicht mehr an den Vertrag gebunden und beuteten die Insel noch mehr aus. So griffen die Korsen erneut zu den Waffen und bildeten ein Triumvirat (Kollegium von drei Männern zur Erledigung von Staatsgeschäften) aus Giafferi, Ceccaldi und Giacinto (Hyacinth) Paoli.

Ausrufung der korsischen Unabhängigkeit

Am 6. Januar 1735 wurde auf der Volksversammlung von Orezza (Castagniccia) die Unabhängigkeit Korsikas ausgerufen. Daraufhin leitete Genua eine Blockade der Insel ein und schnitt diese somit von der übrigen Welt ab. Als die Not immer grösser wurde, tauchten am Horizont zwei englische Schiffe auf, vollbeladen mit Waffen und Lebensmitteln. Diese landeten am 12. März 1736 bei Aleria. Von Bord kam Theodor von Neuhoff, ein Glücksritter, 1694 in Köln geboren, und gewann auch schnell die Sympathie der ausgehungerten Korsen. Diese krönten ihn am 15. April 1736 im Kloster von Alesani (Castagniccia) zum König von Korsika. Theodor I. residierte im Bischofspalast von Cervione. Er nahm sich vor, die Entwicklung der Insel voranzutreiben, legte Waffenfabriken an, liess Gold-, Silber- und Kupfermünzen prägen, gründete einen Ritterorden und versuchte, mit einem eigenen Heer die in genuesischer Gewalt stehenden Städte Sartène und Porto-Vecchio zu befreien. Allerdings ging das Geld allmählich aus und der versprochene Nachschub traf nicht ein. Hinzu kam noch, dass die Genuesen Unterstützung von Frankreich erhielten. So flüchtete Theodor I., als Priester verkleidet nach nur neun Monaten Amtszeit, aus seinem Königreich.

1753 wurde in einer Volksversammlung in Orezza Gianpietro Gaffori zum neuen Führer der korsischen Nation gewählt. Nach ersten Erfolgen wurde er aber von den Genuesen ermordet. Eine oberste Junta setzt aber den Widerstand fort.

Korsika unter Pasquale Paoli

1755 wurde Pasquale Paoli (1725-1807), jüngster Sohn von Giacinto Paoli, zum Führer gewählt. Er war als «Général de la Nation» und «Père de la Patrie» der bekannteste und erfolgreichste Kopf des korsischen Widerstandes. Paolis Staatsideen (Gewaltentrennung!) sind in dieser Zeit fortschrittlich: Macht und Gesetz gehen vom Volk aus und dienen allein dem Volk. Nach diesem Grundsatz arbeitete er eine Verfassung aus, die Jahre später auch den Amerikanern und den Franzosen als Vorbild galt!

Zu den grossen Bewunderern Paolis gehörte Jean-Jacques Rousseau sowie Friedrich der Grosse, der Paoli einen Ehrendegen mit der Inschrift ‚Patria Libertas‘ schickte. Rousseau sagte auch: „In Europa gibt es noch ein der Gesetzgebung fähiges Land, nämlich die Insel Korsika. Der Mut und die Beharrlichkeit, mit der dieses tapfere Volk seine Freiheit wiederzuerlangen und zu verteidigen wusste, verdienen wohl, dass ein weiser Mann es lehre, sie zu bewahren. Ich habe eine gewisse Vorahnung, dass diese kleine Insel Europa eines Tages in Staunen versetzen wird.“ (Contrat social X).

 

Paolis Verdienst auf Korsika sind unter anderem die Organisation und Verwaltung, eine Gesetzgebung, Einführung der Militär- und Schulpflicht, Bemühungen um eine Verbesserung der Landwirtschaft sowie die Gründung der Universität in Corte, die das korsische Nationalbewusstsein stark prägte. Ihm gelang es, das Land, das bei seinem Amtsantritt völliger Anarchie preisgegeben war, in einem Jahrzehnt zu einem geordneten Staatswesen umzugestalten; und dies während die Insel mitten im Krieg war! Er regierte von Corte aus, der neuen Hauptstadt Korsikas. Das ‚Diu vi salvi Regina‘ wurde zur korsischen Nationalhymne und der Mohrenkopf zur Nationalflagge erkoren. Man vermutet, das weisse Band habe bis anhin die Augen bedeckt und Paoli habe es auf die Stirne geschoben, als Zeichen der Freiheit. Ausserdem soll seit dieser Zeit der Ohrring, als Zeichen der Sklaverei fehlen.

Pasquale Paoli

Niederlage in der Schlacht von Ponte Novu

Zunächst sah die Situation für die Korsen gut aus. Am 15. Mai 1768 aber verkaufte Genua im Vertrag von Versailles seine Rechte über Korsika für 2 Millionen Lire an Frankreich. Rechte, die sie nie wirklich besassen. Eine Klausel verbat Frankreich, die Insel einer anderen Macht zu überlassen. Paoli klagte, dass die Korsen ‚verkauft seien wie eine Hammelherde auf dem Markte‘. Allerdings ergaben sich die Korsen nicht wie eine brave Herde. Man griff erneut zu den Waffen. An der Volksversammlung von Corte am 2. Mai 1769 erscholl der einstimmige Ruf nach Freiheit: „Guerra! La libertà o la morte!“

 

Am 8. Mai 1769 aber besiegten die Franzosen in Ponte Nuovo die an Zahl und Waffen haushoch überlegenen Korsen. Damit wurde die Insel politisch an Frankreich gebunden.

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