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Flora – Korsikas Pflanzenwelt

Korsika besitzt eine äusserst reiche Vegetationsvielfalt. Dieser enorme Artenreichtum ist das Resultat einer grossen Abwechslung von Klima- und Bodenverhältnissen, aber auch der abwechslungsreichen Geschichte. Schon die Griechen begannen vor 2500 Jahren mit dem Weinbau. Der Ölbaum folgte.

 

Entscheidend für die grosse Vielfalt ist auch die Insularität. So konnten sich Pflanzen frei und unabhängig entwickeln. Allein auf Korsika finden wir 78 endemische, das heisst nur auf Korsika vorkommende Pflanzen und 42 Orchideenarten.

Olivenbäume mit Netzen auf Korsika - Des oliviers avec des filets en Corse

Macchia

Der für mediterrane Gebiete charakteristischste Vegetationstyp ist die Macchia. Dieser immergrüne und undurchdringliche Buschwald bedeckt rund die Hälfte der Insel und kommt nirgends sonst so üppig vor wie auf Korsika. Sie erreicht eine Höhe von 2 – 5 Metern. Die Pflanzen haben sich hervorragend an die Hitze angepasst. Die kleinen, ledrigen Blätter weisen ein Minimum an Fläche auf und reduzieren so den Wasserverlust durch Verdunstung. Im Frühling, wenn die Macchia in farbenfroher Blüte steht, strömt sie einen intensiven Duft aus, der morgens mit dem Landwind weit ins Meer hinausgetragen wird. Selbst Napoleon behauptete, er könne seine Heimatinsel Korsika alleine an ihrem Duft wiedererkennen. Typische Macchia-Pflanzen sind Lavendel, Ginster, Zistrose, Myrte, Baumheide und der Erdbeerbaum. Letzterer trägt Beeren, die zwar essbar sind, aber fade schmecken. Der lateinische Name heisst demnach auch ‚Arbutus unedo‘ (unedo = ich esse eine), denn eine ist wirklich genug.

 

Während Jahrhunderten war die Macchia ein Zufluchtsort für Banditen.

 

Ursprünglich bedeckten Wälder einen grossen Teil Korsikas, wie auch die anderen Mittelmeergebiete. Durch intensive Abholzung wurde die Humusschicht stark abgetragen (Erosion durch Wind und Wasser), bis an einigen Stellen sogar der nackte Fels zutage trat. An diesen Stellen können nur noch anspruchslose Pflanzen wachsen.

 

Jeden Sommer fallen grosse Flächen verheerenden Waldbränden zum Opfer. Manchmal sind es Hirten, die durch Brandrodung Weideland für ihre Herden gewinnen möchten, oft aber entstehen die Brände durch unachtsam weggeworfene Zigarettenstummel oder Glasscherben. Die Macchia erobert verbranntes Land schnell zurück und verhindert somit eine gezielte Wiederaufforstung. Schon ein Jahr nach dem Brand bedeckt eine hellgrüne Schicht die verkohlte Erde. Ein weiteres Problem der Brände ist die Versalzung des Bodens durch das von den Löschflugzeugen abgeworfene Meerwasser. Ausserdem kann die Humus- und Ascheschicht vom Regenwasser schnell abgetragen werden.

Erdbeerbaum - Arbousier

Garigue

Allerdings kann nicht alles, was auf den ersten Blick nach Macchia aussieht, auch als solche bezeichnet werden. Vor allem auf dünnen Böden wächst die Garigue, die nur noch eine Höhe von rund einem Meter erreicht. Sie ist aber keinesfalls eine schlecht entwickelte Art der Macchia, sondern weist ihre eigenen Pflanzen auf, die in der Macchia fehlen. So zum Beispiel die Kermeseiche, dessen französische Bezeichnung der Garigue auch den Namen gab. Weitere Pflanzen sind Montpellier-Zistrose, Wolfsmilcharten, Ginster, Rosmarin, Thymian, Lavendel, Salbei und etliche Knollenpflanzen.

Blühende Garigue im Frühling
Blühende Garigue im Frühling
Garigue
Montpellier Zistrose

Wälder, Bäume und Kulturpflanzen

Insgesamt gesehen sind in den korsischen Wäldern folgende Bäume am stärksten vertreten: Larico-Kiefer (26%), Steineichen (22%), Seestrandkiefer (20%), Buchen (18%) und Korkeichen (5%). Die Larico-Kiefer, auch korsischer Schwarzkiefer (Pinus laricio corsicanus) genannt, kann eine Höhe von bis zu 50 m erreichen und tausend Jahre alt werden. Vor allem im Hochgebirge bestimmen ihre bizarren Formen das Landschaftsbild. Sie ist anspruchslos in Bezug auf Boden und Feuchtigkeit und verträgt auch rauere Winter. Eine Fläche von 30’000 ha bedecken die Edelkastanien in der Castagniccia. Ihre Kastanien waren einst das Hauptnahrungsmittel der Korsen.

 

Vor allem im Gebiet um Porto-Vecchio und Figari ist die Korkeiche stark verbreitet. Der nackte geschälte Stamm zeigt zunächst eine rosagelbe Farbe, die mit der Zeit rotbraun wird. Wenn die Bäume etwa fünfzehn bis zwanzig Jahre als sind, werden sie zum ersten Mal geschält (franz. démasclage). Der dabei gewonnene „männliche“ Kork ist jedoch spröde und kann nur bedingt verwendet werden. Erst der sich nun bildende weiche „weibliche“ Kork, der je nach der gewünschten Plattenstärke alle zehn bis zwanzig Jahre geschält wird (frz. levage), ergibt den Korken für Flaschen. Eine 3 cm dicke Schicht wächst je nach Standortverhältnissen in sechs bis zwölf Jahren heran.

 

Der Eukalyptusbaum, dessen Heimat eigentlich Australien ist, wird bis zu 40 Metern hoch. Seine Rinde wird meist in langen Fetzen abgeworfen. Darunter erscheint ein glatter, graugrüner Stamm. Der Baum wurde auf Korsika eingeführt, da man glaubte, der ausströmende starke Duft könne die Malariamücke vertreiben. Dies erwies sich zwar als Irrtum. Der Eukalyptus half aber in anderer Weise bei der Bekämpfung dieser Insekten. Durch sein schnelles Wachstum entzog er den Sumpfgegenden überdurchschnittlich viel Wasser und damit den Fiebermücken den Lebensraum.

 

Weitere typische Mittelmeerpflanzen sind Zypressen, Ölbaum, Oleander, Platanen, Mimosen und Dattelpalmen. Wichtige Kulturpflanzen sind unter anderem Zitrus- und Feigenbäume, Weinreben, Mandel- und Pfirsichbäume.

Eukalyptusbaum
Eukalyptusbaum
Feigenbaum
Feigenkaktus
Edelkastanie auf Korsika
Olivenbäume mit Netzen auf Korsika
Olivenbäume mit Netzen auf Korsika
Myrthe
Korkeiche

Immortelle

Während einer Reise nach Korsika sollte man der Immortelle einmal seine Aufmerksamkeit schenken. Der Duft dieser Pflanze prägt den vielbesagten Duft der korsischen Macchia sehr stark. Die Immortelle wird auch als Currykraut oder italienische Strohblume bezeichnet. Der Name Immortelle geht auf das lateinische Wort «immortalis» zurück, was übersetzt «unsterblich» heisst. Dies rührt daher, dass die Immortelle ihr Aussehen, ihre Farbe und ihren Duft auch in getrocknetem Zustand erhält. Die Immortelle ist ein mehrjähriger Halbstrauch, der etwa 20 – 80 cm hoch wird. Sie kommt auf kargem Geröll und auf sandigem Boden in Meeresnähe vor und kann Höhen von bis zu 1800 m ü. M. erreichen. In Korsika wird sie auch A Maredda, A Murza oder A Calaticcia genannt. Aus der Immortelle kann per Wasserdampfdestillation ätherisches Öl gewonnen werden, welches abschwellend, anregend, antiallergisch, blutreinigend, entzündungshemmend, krampflösend, schmerzlindernd, wundheilend, … wirken kann. Etwas Immortelle im Auto ersetzt den Duftbaum und man fährt mit dem Duft der Macchia umher.

Immortelle, der Duft Korsikas
Immortelle, der Duft Korsikas

Immortelle

Portrait einer wilden Duft- und Heilpflanze

Das Buch von Andrea Nabert über die intensiv duftende Pflanze der korsischen Macchia kann ich sehr empfehlen. Nebst umfangreichen Informationen zeigt das Buch auch sehr schöne Bilder von Korsika.

Was blüht am Mittelmeer?

Umfangreiches Nachschlagewerk für alle, die sich für die korsische Pflanzenwelt interessieren.

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