Westliche Balagne
Calvi, der Hauptort der westlichen Balagne, ist einer der beliebtesten Ferienorte Korsikas. Dies absolut zu Recht, denn Calvi verfügt über eine wunderschöne Zitadelle, einen Yachthafen mit gemütlicher Promenade und einen kilometerlangen, feinen Sandstrand.
Rundfahrt durch die westliche Balagne
Von Calvi aus fährt man auf der T30 Richtung Ile-Rousse. Am Hang auf der anderen Seite des Golfs von Calvi liegt Lumio, wo man das Auto auf dem öffentlichen Parkplatz vor dem Hotel A Casa di Mà abstellt. Hier beginnt die Wanderung zum verlassenen Dorf Occi, die man auf keinen Fall auslassen sollte. Es liegt auf einer kleinen Ebene oberhalb von Lumio und ist nur zu Fuss zu erreichen. Der letzte Einwohner starb 1927, seither zerfallen die Häuser. Die Aussicht auf den Golf von Calvi ist wunderbar.
Etwas unterhalb von Lumio zweigt von der T30 ein Strässchen zum Clos Culombu ab, wo ein guter Rotwein probiert werden kann. Auf dem Weg dorthin kommt man an einem Friedhof vorbei, in dem die romanische Kapelle San Petru e San Paolo steht. Sie stammt aus der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts, ist einschiffig und zeigt beim Eingang zwei Löwenköpfe mit Reisszähnen und herausgestreckter Zunge. Auch der Rest der Kapelle weist reiche Verzierungen auf.
Von Lumio aus fährt man kurz auf der T30 weiter Richtung Ile-Rousse, biegt aber gleich nach dem Ortsausgang auf die D71 Richtung Lavatoggio ab. Man durchquert den Ort und kommt bei Cateri an eine Kreuzung, wo vier Strassen aufeinandertreffen (siehe östliche Balagne). Hier biegt man auf die D151 nach Montegrossu und Calenzana ab. So erreicht man den Col de Salvi (509 m). Von hier führt die Panoramastrasse südwärts. Man hat einen schönen Blick auf die westliche Balagne. Gleich unterhalb der Strasse, etwas über 2 km nach dem Pass, befindet sich ein Startplatz für Gleitschirmpiloten. Mit der Firma Altore kann man ab hier schöne Passagierflüge unternehmen. Kurz vor Montemaggiore zweigt in einer starken Rechtskurve linkerhand ein Strässchen zum Friedhof mit der romanischen Kirche San Raineru ab. Sie weist wie jene in Murato oder Aregno eine polychrome Fassade auf, allerdings weniger intensiv wie die erstgenannten.
Montemaggiore liegt sehr schön auf einem auf drei Seiten steil abfallenden Hügelzug. Vom Vorplatz der Dorfkirche aus reicht der Blick bis nach Calvi. Man kann hier sehr schöne durch die Gässchen schlendern.
Weiter gehts immer noch auf der D151, die nach Lunghignano führt. Kurz vor diesem Ort liegt gleich an der Strasse eine restaurierte Ölmühle, die Moulin U Fragnu. Hier werden verschiedene Olivenöle und weitere Produkte zur Verkostung und zum Verkauf angeboten. Mit etwas Glück kann man im Frühjahr nach der Olivenernte mit ansehen, wie der Esel den schweren Mühlstein antreibt. Ansonsten wird in der Mühle eine DVD gezeigt (Französisch oder Englisch), auf der die Produktion des eigenen Olivenöls sehr schön dokumentiert ist. Geöffnet: April bis Oktober.
Am Ort Lunghignano selbst führt die Strasse unterhalb vorbei und an Cassano oberhalb. Kurz darauf erreicht man Zilia. Von hier stammt das gleichnamige Mineralwasser, das man auf der ganzen Insel mit oder auch ohne Kohlensäure kaufen kann. An der Quelle fährt man kurz nach dem Dorf Zilia vorbei. Sie kann allerdings nicht besichtigt werden.
Auf dem Weg nach Calenzana gelangt man zum ehemaligen Kloster d’Alzi Pratu. Der gleichnamige Wein ist hervorragend.
Etwa 1 km vor Calenzana liegt rechterhand die Kapelle Sainte-Restitude. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder umgebaut. Sie ist der Märtyrerin Sainte-Restitude gewidmet, die 303 unter Kaiser Diokletian enthauptet wurde. Auf Umwegen gelangten die Reliquien nach Calvi. Die Kirche ist normalerweise verschlossen. In ihrem Inneren ist ein Altar aus dem 4. Jahrhundert zu sehen sowie ein Fresko, welches die Enthauptung der Sainte-Restitude und ihren Gefolgsleuten darstellt. In der Krypta steht der Sarkophag aus Carrara-Marmor, den man erst im Jahre 1951 entdeckte. In der Sakristei der Kirche steht die Menhirstatue von Luzzipeu (auch: Urtacciu). Es handelt sich dabei um die einzige bisher bekannte Menhirstatue der Balagne. Sie ist 2.4 m hoch, besteht aus Granit und zeigt ein etwas stark verwittertes Gesicht mit mächtigem Kinn (Bart?), Schultern und angedeutete Wirbelsäule. Man kann durch das Fenster einen Blick auf die Statue werfen.
Calenzana ist einer der grössten Orte im Hinterland der Balagne. Hier beginnt – oder endet – der berühmte Fernwanderweg GR20, der die Insel in 15 Etappen durchquert. Die Barockkirche Saint-Blaise stammt aus dem 17. Jahrhundert. Der Glockenturm wurde zwischen 1870 und 1875 errichtet. Davor kann man den Boule-Spielern zuschauen. Bei der Kirche befindet sich der Friedhof der Deutschen, Campu Santu di i Tedeschi, die hier im Jahre 1732 ihr Leben liessen. Genua bat den habsburgischen Kaiser Karl VI. um militärische Hilfe, da die Korsen sich auf der ganzen Insel immer heftiger gegen die genuesische Besatzung zu wehren begannen. Dieser sandte ein Heer von 8000 deutschen Söldnern gen Süden. Im Januar 1732 sollte Calenzana angegriffen werden. Als die Soldaten bereits in den Gassen Calenzanas waren, warfen die Leute Bienenstöcke aus den Fenstern der oberen Stockwerke hinunter. Die aufgeschreckten Bienen stachen daraufhin auf die Söldner ein und es war danach leichtes Spiel, sie zu töten. 500 Soldaten fanden so den Tod in der Fremde.
Von Calenzana aus fährt man auf der D51 über Moncale und die Bocca di Neraghia zur D251, die entlang des Figarella-Baches in den Wald von Bonifato (Forêt de Bonifatu) führt. Sie endet an einem grossen Parkplatz, der aus mehreren Terrassen besteht. Folgt man dem Weg hinunter zum Bachbett, findet man bei der Hängebrücke kleine Badebecken.
Hat man sich genügend abgekühlt, fährt man erst wieder auf der D251 und danach auf der D81 vorbei am Flughafen zurück nach Calvi.