L’Île-Rousse
L’Ile-Rousse (Isula Rossa / Paoliville) wurde 1758 von Pasquale Paoli gegründet, um den Einfluss der genuatreuen Städte Calvi und Algajola zu mindern. Die ersten Pläne der Stadt sind im Museum von Paoli in Morosaglia (Castagniccia) zu sehen. L’Île-Rousse ist der Hauptort der östlichen Balagne. Die Stadt zählt rund 3200 Einwohnerinnen und Einwohner. Im Sommer vervielfacht sich diese Zahl, denn Ile-Rousse ist ein beliebter Ferienort, der viel zu bieten hat.
Sehenswürdigkeiten von Ile-Rousse
Place Paoli
Zentrum von Ile-Rousse ist die Place Paoli, auf der, wie könnte es anders sein, der Stadtgründer persönlich umrahmt von vier Palmen über das rege Treiben wacht. Unter den Platanen sitzt es sich angenehm in einem der Cafés. Man kann den Boule-Spielern zusehen, die sich hier am späten Nachmittag einfinden. An der Place Paoli startet auch der Touristenzug, mit dem man ganz bequem auch zur roten Insel gelangt.
Markthalle
In der überdachten Markthalle kann man jeden Morgen zwischen 8 und 13 Uhr eine Vielzahl korsischer Produkte kaufen: Charcuterie, Honig, Käse und allerlei andere Köstlichkeiten werden angeboten. Die Halle wurde zwischen 1844 und 1846 Uhr erbaut und 2011 renoviert und gehört zu den Monuments Historiques. Das Dach wird von 21 Säulen getragen, die in drei Reihen stehen.
Altstadt
Klein aber fein ist sie, die schmucke Altstadt von Ile-Rousse. Von der Place Paoli und der Markthalle aus erstreckt sie sich nordwärts. Die schmalen Strassen sind rechtwinklig angelegt. Man findet ihr zahlreiche Boutiquen und Restaurants.
Tour de Scalo
Am Nordende der Altstadt steht auf dem Rathausplatz (Place de la Mairie) ein kleiner Genueserturm. Er wurde 1575 erbaut. Im 18. Jahrhundert wurde der Turm in Tour des Fabiani umbenannt. Die Familie Fabiani stammt aus Santa-Reparata-di-Balagne und besass damals das Gelände, auf dem sie Lagerhäuser (Magazini) und Geschäfte (Botteghe) betrieben. Sie nutzten den Turm als Salzlager. Salz war damals eine bedeutende Einnahmequelle und wurde aus der Provence importiert. Am 5. April 1731 eroberten die Korsen den Turm, welche gegen die genuesische Herrschaft kämpften. Paoli liess den Turm verstärken. Am 25. Mai 1769 übernahmen die Franzosen die Kontrolle über Ile-Rousse und somit auch über den Turm. Er wurde zur Pulverkammer umfunktioniert. Am 21. August 1778 schlug ein Blitz ein und verursachte eine gewaltige Explosion, welche auch die darum liegenden Häuser stark beschädigte. 6 Personen kamen ums Leben. Der Turm wurde später wieder aufgebaut, allerdings zwei Meter niedriger und diente weiterhin als Pulvermagazin. 1900 kaufte die Gemeinde das Gelände, auf dem der Turm stand. 1943 diente er kurzzeitig als Gefängnis für Personen, die der Kollaboration mit den Besatzern verdächtigt wurden. Im Jahr 2012 wurde der Turm renoviert.
Kirche Immaculée Conception
Die Église de l’Immaculée Conception ist die Hauptpfarrkirche von L’Île-Rousse auf Korsika. Sie befindet sich im Stadtzentrum und dominiert die Place Paoli. Die Kirche wurde 1893 eingeweiht, jedoch 1914 durch einen Brand teilweise zerstört. Bis 1935 wurde sie wiederaufgebaut. Der Innenraum der Kirche ist im traditionellen Stil gestaltet und beherbergt zwei bemerkenswerte Gemälde aus dem 17. Jahrhundert: „Die Versuchung Christi“ und „Der heilige Hieronymus“. Diese Werke stammen vermutlich aus der Sammlung Fesch und sind als historische Denkmäler klassifiziert.
Ile de la Pietra
Der kleinen Ile de la Pietra hat der Ort den Namen zu verdanken, leuchtet sie bei Sonnenuntergang doch herrlich rot. Schon seit langem ist die Insel, die bereits im 6. Jahrtausend v. Chr. besiedelt war, durch einen Damm mit dem Festland verbunden. Auch die Römer hatten hier eine kleine Handelssiedlung. Auf der Halbinsel steht ein etwas seltsamer Genueserturm und, ganz zuoberst, ein weisser Leuchtturm (Phare de la Pietra). Vor allem bei Sonnenuntergang lassen sich hier romantische Momente verbringen.
Auf die Insel führt ein schöner Spazierweg. Vom Ortszentrum aus geht man zum zum Hafen und überquert hierbei den Damm, der die Ile de la Pietra mit dem Festland verbindet. Hinter dem Hafengelände findet man auch einen Parkplatz. Man folgt dem breiten Weg beim Hotel La Pietra und geniesst die herrlichen Ausblicke auf das Meer. Bis hoch zum Leuchtturm benötigt man rund 10 Minuten. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt. Bei klarer Sicht sieht man sogar bis zum Cap Corse.
Phare de la Pietra
Der Leuchtturm liegt auf einer Höhe von 64 m über Meer. Er ist 12.65 m hoch und wurde im Jahr 1857 errichtet.
Strände in und um Ile-Rousse
Ile-Rousse ist ein beliebter Ferienort und viele kommen auch für einen Badeurlaub hierher. Strände gibt es in der Region viele. Direkt vor der Stadt erstreckt sich ein herrlich weisser Sandstrand. Weitere Strände findet man im Westen und auch im Osten der Stadt. Mit dem Zug, der zwischen Ile-Rousse und Calvi hin und her pendelt, erreicht man viele der Strände auch ohne eigenes Fahrzeug.
Die schönsten Strände bei Ile-Rousse
Die genaue Beschreibung der Strände und der Anfahrt findet man hier.
- Der Stadtstrand von Ile-Rousse ist, wie der Name schon sagt, der Stadt unmittelbar vorgelagert. Dahinter verläuft eine Promenade, wo auch ein paar Mal am Tag die korsische Eisenbahn entlangfährt. Man findet mehrere Restaurants. Der Strand ist zweigeteilt. Dazwischen liegt eine kleine Landzunge, auf der sich das Restaurant A Casella befindet. Parken kann man einerseits an der Strasse, welche hinter dem Strand verläuft oder auf dem Parkplatz am Westende.
- Der für mich schönste Strand in der Nähe von Ile-Rousse ist der Strand von Ghjunchitu. Von der T30 Richtung Calvi führt eine schmale Strasse hinunter zu einem Parkplatz (2.50€). Zu Fuss geht es in ca. 3 Minuten zum Strand, wo man auch zwei Strandbars vorfindet. Ein Fussweg führt vom östlichen Ende des Strandes zum Strand von Bodri, der ebenfalls sehr schön ist.
- Wer es gerne einsam hat, ist am Ostriconi-Strand richtig. Dieser liegt östlich von Ile-Rousse. Man fährt auf der T30 Richtung Corte und biegt Richtung Ostriconi ab. Dort parkt man und geht zu Fuss zum Strand (ca. 10 min). Je weiter man dem Strand nordwärts folgt, desto ruhiger und einsamer wird es.
In Ile-Rousse und auch drum herum gibt es viele Hotels, Ferienanlagen und -häuser aber nur wenige Campingplätze. Sehr beliebt ist der Camping Le Bodri. Die Einwohnerzahl beträgt im Winter lediglich 3100, in der Hochsaison aber wird diese Zahl fast verzehnfacht.
Die Geschichte von Île-Rousse
Île-Rousse, eine charmante Küstenstadt an der nordwestlichen Küste Korsikas, gehört heute zu den beliebtesten Urlaubszielen der Insel. Doch ihre Geschichte reicht weit zurück und ist eng mit der bewegten Vergangenheit Korsikas verknüpft.
Antike Ursprünge
Die Gegend um Île-Rousse war bereits in der Antike besiedelt. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass Phönizier und später die Römer hier Handelsstützpunkte errichteten. In der Römerzeit trug der Ort den Namen Agilla und war ein bedeutender Hafen. Doch mit dem Untergang des Römischen Reiches verfiel die Siedlung und wurde im Mittelalter weitgehend verlassen.
Mittelalter und Piratenangriffe
Während des Mittelalters wurde die Küste Korsikas immer wieder von Seeräubern heimgesucht. Die Region um das heutige Île-Rousse war besonders betroffen, da die geschützten Buchten ideale Ankerplätze boten. Aufgrund der ständigen Bedrohung durch Piraten mieden viele Korsen diese Küstenregion und zogen sich ins Inland zurück.
Die Gründung durch Pasquale Paoli
Die eigentliche Geschichte von Île-Rousse als Stadt beginnt im 18. Jahrhundert mit Pasquale Paoli, dem berühmten korsischen Freiheitskämpfer und Anführer des Unabhängigkeitskampfes gegen Genua. Er erkannte die strategische Bedeutung des Gebietes und gründete 1758 die Stadt Île-Rousse, um den Einfluss der Genuesen zu schwächen. Zu dieser Zeit dominierten sie noch den Großteil der korsischen Küste mit ihrer mächtigen Hafenstadt Calvi.
Paoli wollte einen eigenen Hafen, der nicht unter genuesischer Kontrolle stand. Deshalb ließ er auf einer kleinen, felsigen Inselgruppe vor der Küste (den „Roten Inseln“, Îles Rousses, die der Stadt ihren Namen gaben) eine Hafenanlage errichten. Die Stadt wuchs schnell und wurde zu einem wichtigen Handelszentrum.
Île-Rousse in französischer Zeit
1768 fiel Korsika unter französische Herrschaft, und Île-Rousse blieb ein bedeutender Handels- und Fischerhafen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Ort weiter, Straßen wurden ausgebaut und der Hafen modernisiert. Die Stadt wuchs durch den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten aus dem Balagne-Hinterland, insbesondere Olivenöl und Wein.