Korsen
Was ist eigentlich ein Korse? Das Klischee der Korsen sieht folgendermassen aus: Sie sind eher klein, haben schwarzes Haar und von der Sonne gegerbte dunkle Haut. Sie sind stolz, freiheitsliebend, leicht beleidigt, faul, aber gastfreundlich. Die Siesta ist ihnen heilig und mit der Zeit nehmen sie es nicht so genau. Angeblich griffen sie früher auch schnell zum Messer.
Bei den Korsen handelt es sich um ein Mischvolk. Im Laufe der 10’000-jährigen Geschichte Korsikas haben zahlreiche Völker ihre Spuren hinterlassen und die Insulaner mehr oder weniger geprägt. Trotzdem gibt es sie, die Korsen und das bekommt auch Paris täglich zu spüren. Zwar stimmte das französische Parlament 1991 für die Existenz des „korsischen Volkes als Teil des französischen Volkes“, doch wurde dieser Gesetzesabschnitt vom Verfassungsrat als nichtig erklärt, mache doch die Grande Nation keine Unterschiede bezüglich Herkunft, Rasse und Religion. Formell sind sie also Franzosen. Ihre Nachnamen aber klingen überhaupt nicht Französisch. Anstelle von Lacroix, Dupont oder Dugari heissen die Korsen Bernardini, Cesari oder Santini. Die Vornamen aber sind Französisch, obwohl einige diese korsifizieren. So wird beispielsweise aus Jean-François Ghjuvan Francescu. Dasselbe passiert auch mit den Ortsnamen. Die französischen Bezeichnungen werden oft mit dem korsischen Namen überpinselt. So kommt es, dass heutzutage viele Ortstafeln zweisprachig angeschrieben werden: Bonifacio/Bunifaziu, Ajaccio/Ajacciu, Corte/Corti.
Im Spitzenmonat August, wenn etwa 700’000 Touristen ihren Urlaub auf Korsika verbringen, sind die Einheimischen stark in der Minderheit, was vielleicht ein Grund ist für die von vielen Reisenden beklagte angebliche Verschlossenheit der Korsen ist. Kleine Städtchen wie Ile-Rousse und Saint-Florent verzehnfachen ihre Einwohnerzahl im Sommer und platzen aus allen Nähten. Da der Tourismus auf Korsika sehr saisonabhängig ist und viele Korsen direkt oder indirekt von diesem Erwerbszweig leben, müssen sie in dieser kurzen Zeit das Geld für das ganze Jahr verdienen. Das hat zur Folge, dass sie in krassem Widerspruch zu ihrem Klischee emsig und gestresst bei der Arbeit sind und keine Zeit finden für ein Plauderstündchen mit interessierten Reisenden.
Die korsische Bevölkerung ist überaltert, was typisch ist für viele Mittelmeerinseln. 2 von 10 Korsen sind über 65 Jahren. Lediglich 30% sind erwerbstätig und ernähren die restlichen 70%. Der Grund liegt darin, dass viele junge Korsen mangels Arbeitsplätze auf der Insel aufs Festland auswandern und umgekehrt viele nach der Pensionierung in ihre Heimat zurückkehren, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Sie prägen das Dorfbild, indem sie von morgens bis abends einfach dasitzen, einen Pastis trinken und den etwas Jüngeren beim Boule-Spiel zusehen. Für sie zählen nicht die Minuten oder die Stunden, nein, der Sonnenauf- und Sonnenuntergang.
Asterix auf Korsika
Ich empfehle allen, die nach Korsika fahren, den Asterix-Band 20 in den Koffer zu packen. Dort wird das korsische Klischee auf geniale Art und Weise dargestellt. Viele Anspielungen sind versteckt und brauchen etwas Korsika-Erfahrung, um sie zu entdecken und zu verstehen.