Das Nebbio
Das Nebbio ist eine fruchtbare Gegend zwischen dem Cap Corse und der Désert des Agriates. Es werden Wein und Oliven angepflanzt und auch Rinder gehalten. Diese Region trägt auch den Namen Conca d’Oru.
In erster Linie aber ist das Nebbio mit seinem Hauptort St-Florent ein äusserst beliebtes Feriengebiet. Die Urlauber finden tolle Strände und auch die touristische Infrastruktur lässt keine Wünsche übrig. Nebst einigen romanischen Kapellen, Kirchen und einer Kathedrale finden kulturell Interessierte auch drei Menhirstatuen. In Korsikas bekanntestem Weinanbaugebiet – Patrimonio – lassen sich Weinproben machen.
Karte Nebbio
Diese Karte ist ein Ausschnitt aus der Karte „world mapping project Korsika“. (c) REISE KNOW-HOW Verlag Peter Rump Gmbh
Patrimonio
Patrimonio ist Korsikas bekanntestes Weinbaugebiet. An den Hängen der markanten Kalkfelsen gedeihen die einheimischen Niellucciu-Trauben prächtig. Im Dorf und in der näheren Umgebung kann man bei zahlreichen Winzern eine Weinprobe machen und sich für zuhause mit den besten Tropfen eindecken. Die Weingüter sind allesamt gut ausgeschildert (Route du vin). Im Tourismusbüro von St-Florent kann man sich zudem eine praktische Übersicht besorgen. Besonders zu empfehlen ist das Weingut Orenga de Gaffory, welches nicht nur einen hervorragenden Rotwein, sondern auch erstklassigen Rosé- und Weisswein herstellt. Weiter empfehlenswert ist das Clos Marfisi und die Domaine Lazzarini. Es gibt auch zahlreiche kleine Weinkellereien, wo man in netter Atmosphäre einen guten Tropfen probieren kann.
Jedes Jahr im Juli finden in Patrimonio die Nuits de la guitare de Patrimonio statt. Grössen wie Deep Purple, Zucchero und Joe Cocker sind hier schon aufgetreten.
Im kleinen Park auf dem Weg zur Dorfkirche, dort, wo jeweils die Nuits de la Guitare stattfinden, steht, eingezäunt unter einem kleinen Dach, die wunderschön herausgearbeitete Menhirstatue U Nativu. Sie wurde 1964 im Weiler Barbaggio ausgegraben. Da sie aber zerbrochen war, musste man sie wieder zusammenleimen. Bisher ist es die einzige Menhirstatue aus Kalkstein, die man auf Korsika gefunden hat. Sie ist 2.29 m hoch und zählt zu den jüngsten Menhirstatuen, weshalb sie auch keine Waffen mehr trägt.
Die auf einem kleinen Hügel erbaute Kirche San Martinu stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Auf dem Weg nach St-Florent durchquert man die bekannten Kalkfelsen. Diese wurden bereits in frühester Urgeschichte Korsikas besiedelt, bieten sie doch ideale natürliche Felsvorsprünge, die problemlos zu primitiven Hütten ausgebaut wurden. Heute ist davon für den Laien allerdings nichts Sehenswertes vorhanden.
Saint-Florent / St-Florent
Saint-Florent ist der Hauptort des Nebbio und zugleich ein beliebter Ferienort mit schmucken Hotels und mehreren Campingplätzen.
Cathédrale du Nebbio – Santa Maria Assunta
Die dreischiffige Kirche erinnert stark an la Canonica (siehe Ostküste), wirkt aber dank dem hellen Kalkstein freundlicher als ihr Pendant auf der anderen Seite des Col de Teghime. Sie stammt aus dem 2. Viertel des 12. Jahrhunderts. Ihre Fassade ist durch fünf Blendarkaden und weiteren Skulpturen für romanische Kirchen reich geschmückt. Im Inneren werden die Reliquien des Heiligen Florus, einst römischer Soldat, der im 3. Jahrhundert gemartert wurde, aufbewahrt. In der Saison ist die Kirche geöffnet. Der Eintritt beträgt 1.50 €. Vom Boule-Platz aus fährt man etwa 1 km auf der schmalen D238.
Rundfahrt durchs Nebbio
Das Hinterland des Nebbio lässt sich gut an einem halben Tag erkunden. Der Vormittag ist von Vorteil, da die Sicht von den Hügeln hinunter auf die Küste klarer ist. Ausgangs- und Endpunkt dieser Rundfahrt ist St-Florent.
Von St-Florent aus fährt man auf der D81 nach Patrimonio – eine Weinprobe sollte man zu Beginn der Rundfahrt besser auslassen – und von dort hinauf auf den Col de Teghime. Ein Abstecher auf die Serra di Pigno ist sehr lohnend (siehe Cap Corse). Auf dem Col de Teghime biegt man auf die D38 ab. Diese schmale Strasse führt hoch oberhalb der Weinberge von Patrimonio entlang. Die Aussicht hinunter ist herrlich. So gelangt man nach Poggio-d’Oletta und von dort nach Oletta. Von Oletta aus geniesst man eine herrliche Aussicht auf den Golf von St-Florent und das Nebbio.
Unterhalb von Oletta, in der Nähe des Lac de Padule (Stausee), liegt der Corsica Zoo.
Weiter geht es über Olmeto-di-Tuda auf den Col de San-Stephano, auf welchem gleich fünf Strassen im Kreisverkehr zusammentreffen. Hier wählt man die D5 nach Murato (2. Ausfahrt) und erreicht so die schwarz-weisse, romanische Kirche San Michele de Murato.
Die romanische Kirche San Michele de Murato sei die Eleganteste auf ganz Korsika meinte Prosper Mérimée. Sie wurde 1280 errichtet und der Turm im 19. Jahrhundert aufgestockt. An den Fassaden findet man reichen Skulpturenschmuck. An der Nordseite ist die Versuchung Evas durch die Schlange auf naive Weise dargestellt. Des Weiteren entdeckt man in der Mauer Pfauen, Löwen, ein Lamm mit Kreuz, Weinlaub mit Trauben und mehr.
Das Besondere an dieser Kirche ist auch, dass der Turm an der Nordfassade, der auf zwei Säulen ruht, zugleich eine Art Eingangshalle darstellt.
Die Kirche San Michele de Murato ist in der Regel in der Saison an den Nachmittagen geöffnet. Ich stand aber schon mehrfach vor verschlossenen Türen…
Wer Zeit und Lust hat, fährt noch bis nach Murato. Bei Murato liegen drei genuesische Brücken. Wer diese sehen möchte, durchquert Murato und folgt der D5 von den letzten Häusern des Dorfes aus noch 850 m. In einer Rechtskurve liegt linkerhand ein Parkplatz mit einem Kreuz. Hier führt ein Weg (50 m) hinunter zur Genueserbrücke, welche den Bevinco überspannt.
Die beiden Brücken etwas bachabwärts habe ich noch nicht besucht.
Weiter geht’s auf der D62 über Rapale nach Piève. Dort stehen bei der Kirche drei Menhirstatuen, welche zur jüngeren Gruppe gehören und somit keine Waffen mehr aufweisen. Die drei Menhirstatuen sind aus drei unterschiedlichen Gesteinsarten hergestellt: Granit, Gneis und Schiefer. Sie heissen Murellu, Buccentone und Mortula und wurden zwischen 1956 und 1965 in der Region gefunden.
Immer noch auf der D62 fährt man weiter nach Sorio. Rund 600 m nach dem Ort überquert man einen Bach, der unterhalb der Brücke ein schönes Badebecken gebildet hat. Weiter geht es über San-Gavino-di-Tenda, Santo-Pietro-di-Tenda nordwärts. Etwa 5.5 km nach Santo-Pietro-di-Tenda steht eine alte Mühle mit riesigem Mühlrad an der Strasse. Schliesslich erreicht man wieder die D81, die einem zurück nach St-Florent bringt.
Désert des Agriates
Die Désert des Agriates gehört eigentlich nicht mehr zum Nebbio, begrenzt dieses aber im Westen. Um eine Wüste, wie es der Namen verraten könnte, handelt es sich aber keineswegs. Im Mittelalter wurde hier Getreide im grossen Stil angebaut und auch Herden von Schafen, Ziegen und Rindern wurden auf die Weiden geführt. Heute wachsen noch einige Reben und Olivenbäume, den Rest der hügeligen Halbinsel hat die Macchia zurückerobert. Entlang der Küste gibt es zwei großartige Strände: der Strand von Saleccia und der Strand von Loto. Beide sind eigentlich nur über den Seeweg zu erreichen, allerdings führen auch einige Holperpisten durch die Macchia zu den Stränden. Der meistbefahrene Weg zweigt beim Weiler Casta ab. Ein geländetaugliches Fahrzeug ist Voraussetzung. Hinter dem Strand von Saleccia liegt der sehr beliebte Camping U Paradisu.
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