Alta Rocca
Die Region Alta Rocca wird auf drei Seiten von hohen Felsen eingeschlossen: Im Norden vom Bavella-Massiv, im Osten durch die Punta di u Diamante, der Bocca d’Illarata und der Punta di a Vacca Morta und im Süden vom Cagna-Gebirge. Nur nach Südwesten hin öffnet sich die Hochebene Richtung Meer. Der Name Alta Rocca bedeutet auch „hoher Fels“ und daher kommt auch der Name für die Region. Zwar heisst es in vielen Büchern, der Name stamme vom Adelsgeschlecht der „della Rocca“, die im Mittelalter in dieser Region grossen Einfluss hatten. Im Gespräch mit Einheimischen aus Levie wurde mir aber versichert, dass die hufeisenförmige Umschliessung durch hohe Berge der Region den Namen gab. So oder so, die Alta Rocca ist ein sehr abwechslungsreiches Gebiet mit vielen Hügeln, ausgedehnten Wäldern, schönen Dörfern und interessanten prähistorischen Fundstätten.
Wer die Alta Rocca in aller Ruhe kennen lernen möchte, macht dies auf dem Fernwanderweg Mare a Mare Süd, der in 6 Tagesetappen von Propriano nach Porto-Vecchio – oder umgekehrt – führt.
Die meisten erkunden die Alta Rocca mit dem eigenen Fahrzeug. Je nachdem, wo man seinen Urlaub verbringt, gelangt man an ganz unterschiedlichen Orten in die Region:
- Von der Ostküste aus fährt man nach Solenzara und von dort auf der D268 hinauf zum Bavella-Pass. Dies ist eine herrliche Strecke mit vielen Bademöglichkeiten in tollen Gumpen. Hinter dem Bavella-Pass erreicht man Zonza.
- Von Porto-Vecchio aus fährt man auf der D368 über Ospedale und die Bocca d’Illarata ebenfalls nach Zonza.
- Vom Golf von Valinco (Propriano) aus gelangt man über die D69 und die D268 nach Saint-Lucie de Tallano und Levie.
- Vom Golf von Ajaccio aus fährt man auf der T40 nach Petreto-Bicchisano und von dort auf der D420 über den Col de St-Eustache nach Aullène.
Levie
Levie ist der Hauptort der Alta Rocca und hat mit seinen 700 Einwohnern auch eine ansehnliche Grösse. An der Hauptstrasse liegen mehrere kleine Läden und Bars. Wanderer finden hier Unterkunft in mehreren einfachen Gites. Bekannt geworden ist Levie durch die prähistorischen Bauten auf der Hochebene von Levie (Pianu di Livia), wo man auf einem schönen Spaziergang durch einen herrlichen Wald mit dem Castello di Cucuruzzu und Capula zwei sehr gut erhaltene torreanische Befestigungsanlagen besichtigen kann. Auch der Besuch archäologische Museum von Levie (Museé de l’Alta Rocca) lohnt sich auf jeden Fall.
Von Levie gelangt man auf der D268 über San Gavino-di-Carbini nach Zonza. Touristisch gesehen ist hier am meisten Betrieb. Dies liegt wohl an der Nähe zu den berühmten Bavella-Türmen, die sich im Norden erheben. Sie sind ein Paradies für Wanderer und Kletterer. Zudem ist Zonza ein Verkehrsknotenpunkt, kommen auf dem Hauptplatz mit dem Kriegerdenkmal gleich vier Strassen zusammen. In der Hochsaison ist das Parken nicht einfach und manch ein Fahrer ist beim improvisierten Kreisverkehr etwas überfordert. In Zonza gibt es mehrere Unterkunftsmöglichkeiten und auch einige Restaurants. Wir bevorzugen das L’Auberge du Sanglier, in dem man eine wunderbare Charcuterie oder eine leckere Wildschweinterrine bekommt.
Setzt man von Zonza aus die Tour durch die Alta Rocca fort, so folgt man der D420 Richtung Quenza. Nach knapp 3 km, kurz nach dem Camping la Rivière, überquert man den St-Antoine. Unter der Brücke findet man eine schöne Badegumpe.
Schliesslich erreicht man Quenza. Im Winter wird hier Langlauf betrieben. Eine schmale Strasse führt hinauf auf das kleine Plateau unterhalb des Castellu d’Ornucciu.
Nach Quenza führt die D420 über Sorbollano und Serra-di-Scopamène nach Aullène. In Serra-di-Scopamène sieht man unterhalb der Strasse eine schön restaurierte Mühle mit einem grossen Mühlrad.
Oberhalb von Scopamene wird Eseltrecking angeboten. Familien mit Kindern können hier verschieden lange Wanderungen mit einem oder mehreren Eseln unternehmen. Die Eltern wandern und führen den Esel am Strick mit, die Kinder dürfen reiten und die herrliche Aussicht geniessen.
Aullène (kors. Auddè) gehört zu den grösseren Orten der Alta Rocca. Zwischen dem Ort und dem Col de St-Eustache (D420) haben Waldbrände im Sommer 2009 heftig gewütet und über 3500 Hektaren Kastanien- und Kiefernwald zerstört. Von Aullène aus führt die D69 über den Col de la Vaccia durch grösstenteils sehr einsames Gebiet nach Zicavo im Gebiet Haut-Taravo.
Die Tour durch die Alta Rocca setzt man auf der D69 südwärts über Cargiaca und Loreto-di-Tallano fort. Im Rizzanèse-Tal zwischen Loreto-di-Tallano und Ste-Lucie-de-Tallano liegt der Rizzanese-Stausee. Dieser wurde im September 2013 nach fünfjähriger Bauzeit in Betrieb genommen. Die Gewichtsstaumauer ist 40.5 m hoch, 60 m breit und 140 m lang. Das Kraftwerk auf dem Gebiet der Gemeinde Sainte-Lucie-de-Tallano leistet 55MW und produziert jährlich 80GWh.
Alternativ zur D69 gelangt man vor Sorbollano auch auf der D20 über Zoza nach Ste-Lucie-de Tallano. Bei Zoza gibt es eine Flussbadestelle.
An der Durchfahrtsstrasse liegt auf der rechten Seite ein Parkplatz. Von hier führt ein Weg in knapp 10 Minuten hinunter zum Rizzanese-Fluss. Das Wasser ist leider nicht so klar wie an anderen Orten, dafür findet man tiefe Becken zum Schwimmen und Hineinspringen.
Knapp 9 km nach Loreto-di-Tallano überquert man den Rizzanèse und biegt danach links auf die D268 ab. So gelangt man nach Ste-Lucie-de-Tallano. Bekannt ist dieser äusserst schöne Ort wegen einer geologischen Besonderheit. In einem Steinbruch südlich des Dorfes kommt der seltene Kugeldiorit (auch Orbiculit genannt) vor. Weltweit findet man diese kreisrunden Einschlüsse nur noch in Schweden (Järnforsen), Finnland (Kuru) und Niederösterreich (Gross Gerungs). Im Dorf selbst aber auch in vielen Souvenirgeschäften Korsikas kann man rohe Gesteinsbrocken oder auch schön geschliffene Exemplare erwerben.
Oberhalb des Dorfes liegt das Franziskanerkloster St-François, das im Jahre 1492 gegründet wurde.
In Ste-Lucie-de-Tallano findet alljährlich Ende März oder anfangs April ein Olivenfest statt. Man kann in einer alten Ölmühle zuschauen, wie die Oliven zermalmt und danach gepresst werden.
Von Ste-Lucie-de-Tallano gelangt man auf der D268 nach Levie. Von einer scharfen Linkskurve oberhalb des Ortes hat man einen schönen Blick auf das Dorf.