Der Dardo fliesst wohl durch die schönste Landschaft, die Korsika zu bieten hat – die Calanche. Dieses rund 2 km lange Felsmassiv aus rotem, orangenem oder rosafarbenem Granit ist einzigartig. Die bizarren Felsformationen mit den Tafonifelsen regen die Fantasie an. In den Steinen erkennt man einen Hahn, einen Hundekopf, ein Liebespaar mit Herz und noch viel mehr. Noch einzigartiger wird die Landschaft bei Sonnenuntergang. Dann erstrahlen die Felsen in tiefem Rot.
In der Hochsaison ist die Calanche überlaufen. Wer den Dardo begeht, erlebt diese wunderschöne Landschaft in einem kleinen Kreis von Gleichgesinnten. Die Flip-Flop-Touristen sind weit weg und man geniesst die Ruhe in einer kleinen Gruppe.
Im Juli ist der Wasserstand oft schon sehr tief. Es ist empfehlenswert, die Tour so früh wie möglich zu unternehmen. Dann ist selbst die riesige Rutsche noch voll „funktionstüchtig“!
Zahlreiche Abseilstellen von bis zu 30 Meter Höhe bieten viel Abwechslung. Mit einem Höhenunterschied von beinahe 400 Meter zählt der Dardo bezüglich Gefälle zur Spitze der korsischen Canyoning-Flüssen. Zudem hat man die Möglichkeit, sich von der Dardo-Mündung mit einem Boot abholen und nach Porto fahren zu lassen. So erlebt man die Calanche noch vom Meer aus und erspart sich den mühsamen Aufstieg zur Strasse.
Geführte Canyoning-Tour im Dardo
Ausrüstung
- Neoprenanzug, Helm, übliche Canyoning-Ausrüstung
- Seil: 2 x 40 m
Anfahrt
Wer von einem Boot in der Dardo-Mündung abgeholt werden möchte, stellt ein Auto in Porto ab (Schattenparkplätze hinter dem Strand, Rive gauche).
Von Porto aus folgt man der D81 Richtung Piana. Von der Strasse aus geniesst man einen atemberaubenden Ausblick auf den Golf von Porto. Im Hintergrund ragen die höchsten Berge Korsikas zum Himmel. Man durchquert die Calanche, die wohl atemberaubendste Landschaft Korsikas. Kurz vor Piana, nachdem man die Calanche durchquert hat, und die Strasse wieder etwas breiter geworden ist, stellt man das Auto auf der rechten Strassenseite oder beim Sportplatz auf der linken Seite der Strasse (Schild) ab.
Zustieg
Man folgt der D81 wieder Richtung Porto. Bei der ersten Brücke, auf der 25’000er IGN-Karte ‚Pont de Cavallaghiu’ genannt, hat man den Dardo erreicht. Man überquert die Brücke und steigt auf der hinteren Seite hinunter zum Bach. Bei hohem Wasserstand könnte ein Sprung von der Brücke möglich sein.
Dardo Canyoning: Die Tour
Über mehrere kleine Stufen ist die erste 30 Meter hohe Abseilstelle schnell erreicht. Hier wurde eine kleine Staumauer errichtet. Diese hielt früher Wasser für die Mühle, die sich hier befindet, zurück. Es kann sein, dass das Wasser zurückgehalten wird und man das Becken durchschwimmen muss. Die Abseilhaken befinden sich auf der linken Flussseite.
Nach einem kurzen Marsch im Flussbett folgt eine rund 12 Meter hohe Abseilstelle und gleich darauf die zweite 30er. Diese ist im letzten Abschnitt überhängend. Selten scheint sich ein Sonnenstrahl in diesen tiefen und engen Einschnitt zu verirren.
Nach einer kleinen Stufe seilt man über einen zwischen den Wänden eingeklemmten Felsblock weitere 8 Meter ab. Über weitere Felsblöcke geht es nochmals und 20 Meter hinunter. Achtung: Die Felsen hier sind sehr glitschig! Ohne Pause geht es zur nächsten, nochmals 20 Meter hohen Abseilstelle. Diese befindet sich auf der rechten Schluchtseite. Man erreicht sie über ein an der Felswand befestigten Fixseil.
Es folgt eine tolle Rutsche über die man aber bei niedrigem Wasserstand im Sommer abseilen muss. Das Becken darunter reicht dann gerade mal bis zu den Oberschenkeln. Die Tiefe ist von oben her nicht einsichtbar und so muss sich jemand der Gruppe opfern und die Lage einmal per Abseilen auskundschaften!
Es folgt noch eine ganze Reihe unschwierige Felsstufen zwischen 5 und 15 Metern Höhe. Hoch türmen sich im unteren Teil die rosafarbenen, teils mit Macchia überwachsenen Granitfelsen. Zum Abschluss folgt man noch dem nun flacher gewordenen Flussbett, bis auf der rechten Seite ein anderes Bächlein, vom Rocher Bleu her kommend, in den Dardo mündet. Für jene, die nicht bis zum Meer vordringen möchten, endet hier die Tour. Siehe unter Rückweg Variante 1a oder 1b.
Wer von einem Boot in der Dardo-Mündung abgeholt wird, folgt dem Flusslauf noch rund 20 Minuten. Es gibt keine Abseilstellen mehr und man kann sich in einigen kleinen Gumpen nochmals etwas abkühlen. An der Anse de Dardo stehen oft zahlreiche Steinmännchen und so hat man eine Idee, wie man die Zeit überbrücken kann, bis man schliesslich vom Boot abgeholt wird.
Der Rückweg
Variante 1a (zu Fuss zum Château): Schön, aber anstrengend! Hoch über uns erhebt sich majestätisch das Château Fort. Bis dorthin ist es aber ein beschwerlicher Weg, vor allem, wenn am Nachmittag die Sonne auf den nach Südwesten ausgerichteten Hang brennt. Glücklich jene, die noch genügend Wasser übrig haben! Der Weg ist teilweise kaum als solcher erkennbar. Man kämpft sich im Zickzack durch die Macchia nach oben. Während den Verschnaufpausen aber wird man mit schönen Ausblicken auf die Calanche und aufs Meer belohnt. Die Sicht wird noch schöner, hat man schliesslich das Château Fort erreicht.
Weiter geht es in östlicher Richtung und man erreicht gleich ein kleines Plateau welchem ein ganzes Heer grosser und kleiner Steinmännchen stramm steht. Nebst den Steinmännchen stösst man hier wieder auf zahlreiche Touristen, die sich über unsere Neoprenanzüge wundern. Von hier aus ist der Weg stark ausgetreten, zählt das Château Fort doch zu den beliebtesten Kurzwanderungszielen ganz Korsikas. In einer knappen Viertelstunde hat man die D81 erreicht. Für den ganzen Rückweg muss man gut eine Stunde einkalkulieren; mehrere Foto- und Trinkpausen eingerechnet.
Wer hier kein Auto abgestellt hat, folgt der Strasse Richtung Piana und durchquert so nochmals die Calanche. Für diesen Abschnitt muss man nochmals eine halbe Stunde einkalkulieren.
Variante 1b (zu Fuss entlang des Valon Bleu): Man folgt dem Bächlein auf der linken Seite aufwärts und gelangt so in rund 45 min die Strasse unweit des Snacks und Souvenirshops „les Rochers Bleues“. Etwa auf halber Strecke zweigt links ein Pfad ab und überquert den Bach. Folgt man diesem Weg, erreicht man einen Parkplatz in der Nähe des Tête du chien, dem Hundekopffelsen.
Variante 2 (per Boot): Zweifellos ist die bequemere und spannendere Möglichkeit! Wer sich von einem Boot abholen möchte, nimmt am Morgen oder noch besser am Tag vor der Tour Kontakt mit einer Tauchschule im Hafen von Porto auf. Wir haben uns schon zwei Mal von der Tauchschule Hanoi-Sport abholen lassen. Dies kostete einst 50 Euro (für 3 Personen), ein Jahr darauf dann 60 Euro (für 6 Personen). Ab besten ist es, wenn man gleich persönlich vorbei geht. Das Büro der Tauchschule befindet sich in einem kleinen Bungalow, wo mit vielen Unterwasser-Fotos fürs Tauchen geworben wird. Man erklärt, dass man den Dardo begeht und gerne in der Anse de Dardo vom Zodiak abgeholt werden möchte. Allerdings darf man sich nicht wundern, wenn der Mann im Büro keine Ahnung hat, was man genau möchte. Einst hatte der Student von Canyoning keinen Schimmer. Erst nachdem er Sylvie, die Chefin, angerufen hatte, klappte dann alles. Es werden eine Abholzeit abgemacht und die Handy-Nummern ausgetauscht. An der Anse de Dardo hat man Empfang und so ist es dringend zu empfehlen, das Handy mitzunehmen. Hanoi-Sport 0033.6.87.23.60.29 (Bungalow), 0033.6.84.24.49.20 Sylvie)
Unterkünfte
In Porto gibt es mehrere Campingplätze. Besonders empfehlen können wir den Camping Sole e Vista und den Camping Fontana a l’Ora.